LOSLASSEN

Foto Bank_von Angella Joseph-web

Ein Tag hier. Am nächsten Tag weg.
Ohne Vorwarnung. Keine Verabschiedung. Es ist einfach zu Ende.
Ich verstehe das nicht.

Es ist wie ein Trick des Verschwindenlassens.
Jetzt sind sie da. Jetzt sind sie weg.
Wie Stimmen, weggefegt in einem Sturm.
Ich habe gewartet. Gehofft.
Eure Gesichter zu sehen.
Eure Stimmen zu hören.
Ich stehe schon eine ganze Weile hier.
Bisher ohne Erfolg.

Wartend. Nachsinnend. Hinterfragend.
Nachdenken über die Umstände.
Innerlich suchend. Äusserlich Ausschau haltend.
Versuchen eine Erklärung zu finden.
Suchen nach einem Grund. Versuchen zu verstehen.
Ich verstehe es immer noch nicht.

Dennoch warte ich. Dennoch hoffe ich.
Ich halte meine Augen erwartungsvoll gerichtet.
Ich horche auf das leiseste Signal.
Wartend auf einen Hoffnungsschimmer. Bald.
Ein kleines Zeichen. Eine Botschaft. Irgendetwas.
Bis jetzt kein Glück.

Ich nehme an, dass ihr für immer verschwunden seid.
Ohne dass ich euch kontaktieren kann.
Untergetaucht, wie im Film. Verschwunden.
Aus meinem Leben. Wie Spreu, das der Wind wegfegt.
Zurückgeblieben sind Fragen und ferne Erinnerungen.
Gelächter. Weihnachtsfeste. Geburtstagskuchen. Umarmungen.
Ich vermisse euch.

Trauer füllt den leeren Raum, der bleibt.
Ein grosser Verlust. Zerschmetternd. Unerträglich. Schmerzhaft.
Wie ein Skalpell, das ins Fleisch schneidet.
Langsam. Gleichmässig. Absichtlich.
Alle Hoffnung scheint verloren. Ich bin schwer beladen.
Ich glaube, ich begreife es jetzt. Es wird immer klarer.

Dieser dunkle Ort hat mich gefangen gehalten.
Ich bin am Ersticken. Ich bin am Ertrinken.
Ein Sklave von unbeantworteten Fragen, Verlust und Trauer.
Gekidnappt von Schmerz, Angst und Scham.
Gefesselt von den Klauen der Dunkelheit.

Ich entscheide mich, loszulassen. Ich vergebe.
Ich lege alles nieder. Jesus, bitte übernimm.
Hilf mir, neu anzufangen. Stärke mich.

Da ist Licht in der Ferne und ein Wirken über mir.
Eine leichte Brise von hinten treibt mich an.
Eine Einladung, vorwärtszugehen. Raus aus diesem Ort.
Die Dunkelheit liegt jetzt hinter mir. Die Sanduhr dreht sich.
Seine Hand hält meine. Ich bin nicht allein.
Das alte Kapitel endet. Meine alten Kleider sind weg. Ausgetauscht.

Da vorne ist etwas im Gange. Ich höre: "Ich mache etwas Neues. Komm und sieh es dir an." Meine Beine zittern. Ich habe Angst. Unbekanntes Gebiet.
Er weiss es. Er sieht mich liebevoll an und sagt: "Es ist gut."
Ich glaube Ihm. Ja. Ich lasse mich auf das Neue ein. Das Alte lasse ich hinter mir. Begraben. Kein Blick zurück.
Ich fühle mich leichter. Mein Herz hüpft wie ein junges Reh.
In Erwartung dessen, was vor mir liegt. Neues Leben. Frühling. Die Güte Gottes.

Ein neues Kapitel beginnt.

 

 

Prayer Request / Gebetsanliege